Page 191 - Handbuch Digitalisierung (2. Ausgabe)
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HANDBUCH DIGITALISIERUNG Kapitel 3.5 / Blockchain rechenintensive Absicherungsfunktionen – wie bei Bitcoin & Co. – verzichtet werden. Vielmehr regelt in einer Consortium-Blockchain ein vor- ab ausgehandelter Konsensprozess, wer wel- che Aufgaben erfüllt. So kann zum Beispiel ein Konsortium aus 15 Banken per Konsens fest- gelegen, dass mindestens fünf Blockchain-Mit- glieder die Echtheit jeder Transaktion parallel zu den daran beteiligten Instituten überprüfen. Fremden bleibt der Zugang zu einer Consor- tium-Blockchain generell verwehrt. Mitglied kann nur werden, wen die Mehrheit der bishe- rigen Teilnehmer akzeptiert. Auf diese Weise sichert sich das Konsortium die Kontrolle über seine Blockchain. Ein weiterer Unterschied zur ö entlichen Variante: In einer Consortium- Blockchain lassen sich die Regeln zur Transak- tionsverarbeitung weitaus exibler gestalten und sehr genau an den jeweiligen Anwendungszweck anpassen. Denkbar sind kün ig auch Mischfor- men von Public und Consortium-Blockchains, die miteinander interagieren können: Neben dem vertraglich geregelten Zusammenwirken mit bereits bekannten Partnern wären dann auch spontane Interaktionen ohne Vertragsver- hältnis via Public Blockchain möglich. Blockchains verändern das Marktum- feld Welchen Ein uss haben Blockchains auf den kün igen Wettbewerb? Wer bei diesem ema seinen Blick einseitig auf digitales Geld xiert, nimmt vermutlich nur die – fraglos vorhande- nen – Bedrohungen für traditionelle Player in der Kreditwirtscha wahr: Verdrängt werden Banken beispielsweise aus Handelsgeschäf- ten, deren Zahlungsströme zumindest partiell über eine Kryptowährung abgewickelt wer- den. Zudem überwindet virtuelles Geld im In- ternet spielend Ländergrenzen, sodass SWIFT als Monopolist für den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr in diesem Szenario über- üssig wird. Für Banken folgt dieser Schluss aber keineswegs. Denn digitale Münzen müs- sen irgendwann wieder in reales Geld – oder umgekehrt – umgetauscht werden. Überdies dür e die Blockchain kün ig auch ganz neue Bedarfsfelder generieren – zum Beispiel im Hinblick auf Blockchain-basierte Bürgscha s- und Finanzierungsmodelle. Umso wichtiger erscheint es aus Sicht der Fidu- cia & GAD, dass sich die genossenscha liche Finanzgruppe auf eine grundlegend veränderte Wettbewerbssituation einstellt: Volks- und Rai - eisenbanken müssen kün ig in der Lage sein, an den digital vernetzten Geschä smodellen der Blockchain-Ära teilzuhaben. Und sie müssen dabei einen originären Mehrwert sti en. Großes Potenzial für Prozessverbesse- rungen Noch lässt eine überzeugende „Killerapplika- tion“, an der die Richtung der kün igen Ent- wicklung ablesbar wäre, auf sich warten. Doch Abwarten ist für den genossenscha lichen IT- Dienstleister keine Option. Vielmehr evalu- iert die Fiducia & GAD bereits seit geraumer Zeit das Potenzial und die Erfolgsfaktoren des Blockchain-Modells in der Finanzwirtscha . Sinnvoll erscheint der Blockchain-Einsatz bei- spielsweise, wenn es um Prozesse geht, deren besonders hohe Legitimierungsansprüche ihrer Digitalisierung bislang im Wege standen: Statt Unterschri und Stempel auf Papier könnte in solchen Fällen die verteilte Transaktionsverar- 191 Herausforderungen