Page 220 - Handbuch Digitalisierung (2. Ausgabe)
P. 220

Kapitel 3.8 / Digital Health HANDBUCH DIGITALISIERUNG 220 Health@Home.de Die Digitalisierung verschiebt die Versorgung aus der Praxis in die Lebens- räume des mündig werdenden Patienten. Dvon Prof. Dr. Roland Trill as digitale Gesundheitswesen lag in Deutschland viele Jahre in einem Dornröschenschlaf. Eine sich gegenseitig blockie- rende Selbstverwaltung, eine desinteressierte Politik hatten zur Folge, dass Deutsch- land hinsichtlich der Digitali- sierung in Europa abgehängt wurde. Ein Indiz ist die über 10-jährige Verzögerung bei der Einführung der Elektro- nischen Gesundheitskarte. 2018: Ein Wendepunkt? 2018 könnte einen Wendepunkt mar- kiert haben. Das zweite E-Health-Gesetz ist in der Vorbereitung – ho entlich innovativer ausgelegt als der erste Versuch –, das elekt- ronische Rezept ist noch für diese Legisla- turperiode angekündigt. Die Krankenkassen überbieten sich mit der Entwicklung von Ge- sundheitsakten für ihre Versicherten und bie- ten Gesundheits-Coaches an. Die Ärztescha  „schlachtet“ eine heilige Kuh: das Fernbe- handlungsverbot. Eine Einsicht hat sich wohl durchgesetzt (wa- rum erst jetzt?): Die Digitalisierung des Ge- sundheitswesens ist alternativlos! Die auf das deutsche Gesundheitswesen zukommen- den und bereits spürbaren Herausforderun- gen (steigender Versorgungsbedarf bei zu- nehmendem Kostendruck und Fachkrä e- mangel) werden sich mit den gegenwärtigen Strukturen nicht bewältigen lassen. Veränderte Patientenrolle Vor uns liegt ein Paradigmen- wechsel. Die Rolle des Pati- enten wird sich Schritt für Schritt wesentlich verän- dern. Er wird Treiber dieser Entwicklung! Aus dem dul- denden und passiven Kran- ken wird der aktive Patient, der Entscheidungen gemeinsam mit dem Arzt (oder den Vertretern anderer Gesund- heitsberufe) tre en und diese auch verant- worten will. Diese Entwicklung hat bereits begonnen. Ge- sundheits-Apps sind auf allen neuen Smart- phones vorinstalliert. Bürger messen zum Beispiel ihre körperlichen Aktivitäten oder informieren sich über Ernährungsfragen. Weitere häu g verwendete Wearables sind Kop änder, Smartwatches, diverse Sensoren in der Kleidung oder im Smartphone selber. Die Versorgung verschiebt sich aus der Pra- xis dorthin, wo der Patient sich au ält, z.B. 


































































































   218   219   220   221   222