Page 222 - Handbuch Digitalisierung (2. Ausgabe)
P. 222
Kapitel 3.8 / Digital Health „ HANDBUCH DIGITALISIERUNG 222 des Erkrankten. Er führte eine Liste mit sei- nen Messungen, die er bei seinem nächsten Arztbesuch mitnahm. In Verbindung mit dem Smartphone werden die Werte nun di- rekt erfasst und abgespeichert. Übersichtliche Auswertungen können leicht erstellt werden. Die Werte werden dem Arzt online übermit- telt, sodass ggf. eine schnelle Reaktion erfol- gen kann. Kommen nun noch Anwendungen der künstlichen Intelligenz (= KI – auch ein Trend, insbesondere wenn man in die Land- scha der im Gesundheitswesen aktiven Start-ups schaut) dazu, so werden aktive An- passungen im erapieplan seitens des Pati- enten möglich. Analoge Szenarien ließen sich für andere chronische Erkrankungen darstel- len, zum Beispiel bei Asthma oder kardiologi- schen Erkrankungen. Bei Asthma ist auch schnell erkennbar, dass die Digitalisierung zur Qualitätssteigerung beitragen kann. Inhaler der zweiten Genera- tion erfassten bereits online die verabreichte Menge des Wirksto s wie auch den Zeitpunkt der Einnahme. Nun zeigt ein Blick in die Pra- xis, dass gewünschte Ergebnisse zum Teil nicht erreicht wurden. Ein Grund dafür war die nicht sachgemäße Technik bei der Inhala- tion. Diese Schwachstelle behebt der Inhaler der dritten Generation. Mithilfe eines Sensors wird gemessen, ob die Positionierung korrekt ist. Sollte sie es nicht sein, gibt es (verbunden mit einer App) Hinweise, die es dem Kranken ermöglichen, sich zu schulen und seine Kom- petenz zu verbessern. Medical Apps Der Schritt hin zu den Medical Apps (dann als Medizinprodukt zu betrachten) ist also bereits Der Weg zum Lab@Home (als Teil der „Health-Infrastruktur“ des Patienten/Bürgers) is“t nicht mehr weit. vollzogen, also solchen Apps, die unmittelbar im Diagnostik- und erapieprozess Eingang nden. Die Entwicklungsgeschwindigkeit ist enorm. War lange Zeit tinnitracks ( erapie- App bei Tinnitus) das Vorzeigebeispiel, so gibt es in jedem Jahr eine große Zahl neuer An- wendungsgebiete und einzelner Anwendun- gen. Eine kleine Auswahl soll die Breite der Anwendungsszenarien skizzieren. Mittlerweile gibt es auch in Deutschland ei- nen „Symptom-Checker“, der diesen Namen verdient und sich durch seine Seriosität von solchen auf Webportalen abhebt. Komplexe Algorithmen, der Rückgri auf große Daten- bestände (Health-Analytics) und der Einsatz der KI führen zu guten Ergebnissen. Hier er- hält der Patient die Anregungen und Hinwei- se, die er im Anschluss mit seinem Arzt be- sprechen kann. Eine Analyse der Sprache kann verwendet werden, um z. B. bei psychisch Erkrankten bevorstehende kritische Episoden vorauszu- sagen und frühzeitig entgegenwirken zu kön- nen. Programme verscha en dem Patienten zum Beispiel in der Ergotherapie oder Phy- siotherapie Möglichkeiten, unabhängig vom