Page 223 - Handbuch Digitalisierung (2. Ausgabe)
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HANDBUCH DIGITALISIERUNG  erapeuten Übungen durchzuführen und Korrekturen zu erhalten. Es handelt sich hier nicht um die „klassischen“ pauschalen Vi- deos, sondern um individuelle Lernhilfen, die u. a. durch Sensoren oder Mustererken- nung mithilfe von Bildern möglich werden (Anwendungsfelder z. B. Rückenschmerz, Parkinson, MS). Der Weg zum Lab@Home (als Teil der „Health-Infrastruktur“ des Patienten/Bür- gers) ist nicht mehr weit. Die Möglichkeiten, mit einem chipgroßen Wearable Blut abzu- nehmen und daraus wesentlich Werte zu ge- nerieren, werden auch die Labormedizin ver- ändern. Alle diese Entwicklungen lassen sich wie folgt zusammenfassen. Sie sind V mobil, V intelligent, V entscheidungsunterstützend und V kompetenzsteigernd für den Nutzer. Digitalisierung als Wettbewerbsargu- ment Für die Krankenkassen ist, wie auch für den einzelnen Arzt, diese Flut neuer Entwicklun- gen kaum übersehbar. Sie stehen vor der Fra- ge: Welche dieser Anwendungen sollen in die Regelversorgung, also in den ersten Gesund- heitsmarkt, aufgenommen werden? Sie wer- den darauf schnelle Antworten  nden müs- sen, denn es ist absehbar, dass der Versicher- te den Zugang zu digitalen Services als einen Wettbewerbsparameter wahrnehmen und nutzen wird. Der aktive Patient wird zum maßgeblichen Treiber dieses Trends. Kapitel 3.8 / Digital Health Gesundheitskompetenz und E-Health- Literacy Nun muss aber an dieser Stelle auch die Frage erlaubt sein, ob der Patient dazu fähig ist, die Technologien für seine Belange einzusetzen? Als aktiver Patient wird er nicht nur „blind“ der Technik vertrauen wollen, er will die Wer- te verstehen, sie einordnen können, um dann auf Augenhöhe mit dem Behandler über die bestmögliche  erapie zu sprechen. Um zum aktiven, das heißt, seine Gesundheit selbst ge- staltenden Patienten zu werden, muss nicht nur die oben beschriebene Technik vorhanden sein – vielmehr ist auch die Gesundheitskompetenz (Health-Literacy) entscheidend. Damit ist die Fähigkeit gemeint, Erkenntnisse auf die eigene Krankheit bzw. Lebenssituation zu übertragen. Indem das Internet und die vielen Apps und Portale zur wichtigen Informationsquelle wer- den, tritt hier eine Forderung nach einer aus- geprägten E-Health-Literacy hinzu. Hierunter versteht man die Kompetenzen, die ein Patient „benötigt, sich im Rahmen der digitalen Welt mit der Vielzahl von Informationen zurechtzu-  nden, deren Validität einschätzen sowie diese dann auch anwenden zu können. Leider unterlässt es die Politik nach wie vor, einen entscheiden- den Schritt in ein integratives Gesundheitswesen zu gehen. 223 Herausforderungen “ 


































































































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