Page 65 - Handbuch Digitalisierung (2. Ausgabe)
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HANDBUCH DIGITALISIERUNG how basiert. Da Open Innovation immer ein Geben und Nehmen impliziert und viele Un- ternehmen immer noch zurückhaltend sind, eigenes Know-how preiszugeben, hat sich das Konzept noch nicht in der Breite durchgesetzt – dennoch ist angesichts des Drucks auf die Unternehmen zu erwarten, dass sich Open Innovation mehr und mehr durchsetzen wird. Beispiele für gelungene Projekte sind Innova- tionJam, eine IBM-Plattform, über die Unter- nehmen und Universitäten aus verschiedenen Ländern miteinander kooperieren, oder die Internet-Musikbörse Last.fm, die sogenannte „Hacker-Tage“ organisiert, an denen Nutzer neue Applikationen entwickeln können. Coopetition Die Coopetition – ein Kunstwort, das sich aus Competition (Wettbewerb) und Cooperation (Zusammenarbeit) zusammensetzt – bedeutet eine Dualität aus Kooperation und Wettbe- werb. So können auf der gleichen Wertschöp- fungsstufe – in diesem Fall eben meistens der Forschung & Entwicklung – die Kompetenzen und das Know-how gebündelt werden (hori- zontale Kooperation), während man etwa in puncto Marketing und Vertrieb Wettbewer- ber bleibt. Ein Beispiel ist die Kooperation zwischen VW und Ford, die gemeinsam ei- nen Fahrzeugtyp entwickelten, der bei VW als „VW Sharan“ und „Seat Alhambra“, bei Ford als „Ford Galaxy“ vermarktet wurde. Einfa- cher ist die gemeinsame Produktentwicklung natürlich zwischen Unternehmen, die mit dem Produkt unterschiedliche Anwendungs- Kapitel 1.7 / Forschung & Entwicklung zwecke verfolgen und unterschiedliche Ziel- gruppen bedienen. Customer Experience Auch die Customer Experience ist eng mit der Open Innovation verbunden. Hierbei geht es um die gezielte Einbindung von Kunden, o  sogenannter Lead-User, also besonders fort- schrittlicher Anwender, zur Verbesserung und Weiterentwicklung von Produkten. In sogenannten „Customer Experience Centres“ haben Kunden die Möglichkeit, Prototypen und Produkte zu testen. Während mit dem Ansatz der Customer Experience generell po- sitive Kundenerfahrungen generiert werden und die Kunden im Idealfall zu „begeisterten Botscha ern“ gemacht werden sollen, bedeu- tet er für die Forschungs- und Entwicklungs- abteilung die passgenaue Identi kation der Kundenwünsche. Nichts ist schlimmer als ein Team verspielter Technikfreaks, die an den Kundenwünschen vorbeiarbeiten. Die zent- rale Forderung, gerade für Forschung & Ent- wicklung, lautet daher: „Customer Experience bedeutet, die Bedürfnisse des Kunden nicht nur zu erfüllen, sondern jederzeit zu übertref- fen.“ Voraussetzung dafür ist, sie zu kennen. // Der Text ist unter der Lizenz CC BY-SA 3.0 DE verfügbar. Lizenzbestimmungen: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/ 65 Treiber & Trends 


































































































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