Page 152 - Handbuch Digitalisierung (2. Ausgabe)
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Kapitel 3.1 / New Work & Arbeiten 4.0 HANDBUCH DIGITALISIERUNG 152 Personalauswahl 4.0? Künstliche Intelligenz in der Personalauswahl – Mehr Schein als Sein Dvon Uwe Peter Kanning ie Personalauswahl gehört zu den wichtigsten Investitions- entscheidungen eines jeden Unternehmens. Seit mehr als 50 Jahren beschä igt sich die Psychologie in der Forschung mit der Frage, wie gute Per- sonalauswahlverfahren gestaltet sein müssen. Pro Jahr erscheinen in- zwischen mehr als 800 wis- senscha liche Publikationen rund um dieses  ema. Ein Blick in die Praxis zeigt al- lerdings, dass die meisten der gewonnenen Erkennt- nisse hier nicht einmal an- satzweise umgesetzt werden (Kanning, 2015). Die wenigsten Unternehmen haben in ihrer Personalab- teilung ausgebildete Diagnostiker. In einem solchen Markt ist es vergleichsweise einfach, auch wertlose Methoden erfolgreich zu ver- treiben. Seit wenigen Jahren sind  emen wie „Big Data“, „künstliche Intelligenz“ oder „Digitalisierung“ in Mode gekommen. Die Anbieter entsprechender Technologie be n- den sich in einer Art Goldgräberstimmung. Man bietet völlig undurchsichtige Instru- mente an und kann blind davon ausgehen, dass die Kunden sich in der Materie noch weniger auskennen als die Berater, die ihnen die Produkte verkaufen. Die Bandbreite der Produkte ist sehr groß. Manche Anbieter schicken ihre Computer- programme los, um in den sozialen Medi- en selbstständig nach geeigneten Bewerbern zu suchen. Andere analysieren die geschrie- bene Sprache der Bewerber, indem sie eine So ware über das Anschreiben laufen lassen. Deutlich komplexer ist da schon der Ansatz, mit Interviews zu arbeiten. Hierbei werden den Bewerbern z. B. be- langlose Fragen gestellt, ehe eine So ware analysiert, welche Worte, wie häu g, in welcher Betonung etc. ge- sprochen wurden, und hie- raus Persönlichkeitspro le erstellt. Wem dies nicht reicht, der nutzt die So ware eines amerikanischen Anbieters, die nicht nur die Sprache, sondern gleich auch das Aussehen, die Mimik u.Ä. deutet. Zu guter Letzt gibt es erste Anbieter, die den Computer Einstellungsinterviews komplett allein führen lassen, wobei der Rechner nicht nur die Fra- gen stellt, sondern auch gleich die Antworten interpretiert. Schauen wir uns im Folgenden die Probleme der einzelnen Ansätze an. Aussagekra  von Informationen aus sozialen Netzwerken Soziale Netzwerke liefern Informationen über verschiedene berufsbiogra sche Fakten, aber 


































































































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