Page 34 - Handbuch Digitalisierung (2. Ausgabe)
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Kapitel 1.4 / Digitale Transformation & Disruption Die Spur ist frei für den Mittelstand Die meist inhabergeführten und nicht dem Shareholder-Value verp ichteten Firmen sind geradezu ein Synonym für Innovation und Un- ternehmergeist. Ihre besondere unternehme- rische Handschri  verleiht ihnen Handlungs- stärke und Kontinuität. Viele von ihnen sind – obwohl in Nischen etabliert – längst inter- national aufgestellt. Der Mittelstand muss sich also, was Innovationskra  und Wachstum be- tri , gegenüber den großen Konzernen kei- neswegs verstecken. Die Beratungsgesellscha  Munich Strategy, die jährlich in Kooperation mit der Wirtscha swoche die innovativsten mittelständischen Unternehmen Deutschlands kürt, bescheinigt ihnen größere Innovations- sprünge sowie höhere Umsatzzuwächse und Gewinne, als sie selbst Dax-Konzerne vorwei- sen können. Die Top 100 im Ranking für 2018 kommen über eine Spanne von fünf Jahren, die als Berechnungsgrundlage für die Studie her- angezogen wurden, auf ein Erlöswachstum von 11,5 Prozent sowie eine Gewinnquote von 14,2 Prozent. Die 30 wichtigsten börsennotierten Firmen dagegen haben beim Fün ahresumsatz lediglich ein Plus von 6,1 Prozent und beim Er- trag von 9,3 Prozent erreicht. Ein Mittelständler, der – neben EOS, Schunk und TeamViewer – das  ema Digitalisierung lebt und mit seiner Geschä sidee zu den Gro- ßen in der Branche gehört, ist die Volke Ent- wicklungsring SE. Das Unternehmen erstellt Fahrzeugkonzepte von der ersten Idee bis zur Serienreife. Karosserie, Antrieb, Fahrwerk und Elektrik eines neuen Modells können zwar schon länger am Computer entworfen und si- muliert werden. Volke hat dies aber auf die Spitze getrieben: In einer „begehbaren“, virtu- HANDBUCH DIGITALISIERUNG  Verwandte emen V Innovationsmanagement in der VUCA-Welt V Abteilung Geschä sleitung V Abteilung IT V 5G: Steuerung ohne Latenz V KI für die Arbeitswelten der Zukun  V Enterprise Data Cloud S. 57 S. 72 S. 76 S. 22 S. 148 S. 201 34 ellen Umgebung mit einem dreidimensionalen Abbild des jeweiligen Autos können Prototy- pen in digitaler Teamarbeit und standortüber- greifend absolut realistisch, proportionsgetreu und in Echtzeit entwickelt und das Design von neuen Modellen in jedem einzelnen Schritt be- urteilt und verfeinert werden. Volkswagen, ei- ner der Kunden von Volke, reduziert so spürbar Entwicklungszeit und -kosten, da die händische Arbeit und das Produzieren aufwendiger physi- scher Testmodelle auf ein Minimum beschränkt werden. Erstes Ergebnis dieser durchgängigen Virtualisierung ist der ID Buggy Concept von VW: Dabei handelt es sich um eine dach- und türlose Neuinterpretation der Buggys aus den Sechzigerjahren, die im Gegensatz zu den his- torischen Vorbildern ohne Benzin fährt und auf dem Genfer Autosalon 2019 ihr Debut feierte. Konzerne können von den Kleineren lernen Ganz anders sieht es o mals bei börsenno- tierten und damit in der Regel ausschließlich ihren Shareholdern verp ichteten Unterneh- men aus – nehmen wir als Beispiel den klassi- 


































































































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