Digitalisierung und Nachhaltigkeit bieten viele Optionen

von Bernward Janzing

Es gibt viele Möglichkeiten, mit Algorithmen Abläufe in Wirtschaft und Gesellschaft im Sinne einer effizienten Ressourcennutzung zu optimieren: Energieverbraucher, die bedarfsgerecht gesteuert werden, sind ein bekanntes Beispiel. Ein weiteres ist eine ausgeklügelte Transportlogistik, die Ladekapazitäten von Fahrzeugen optimal ausnutzt oder durch regionale Belieferung der Kunden Ferntransporte von Waren sogar vermindert. Ein wichtiges Feld ist außerdem die gemeinsame Nutzung von Gütern, die heute mit dem Begriff der „Sharing Economy“ umschrieben wird. Sie lässt sich durch den Einsatz digitaler Systeme optimieren, weil Anbieter und Interessenten von Gütern oder Dienstleistungen schneller zusammenfinden können.

Mit dem Aufbau der Internetkommunikation und der anschließenden Marktdurchdringung mobiler Geräte war der Einzug der Digitalisierung in unternehmerische Prozesse nur eine logische Folge. Dienstleistungen, die zuvor in der analogen Welt zwar schon angeboten wurden, aber oft einigen zeitlichen Vorlauf brauchten (zum Beispiel Mitfahrzentralen oder Car-Sharing), werden nun in der digitalen Welt per App optimiert und quasi in Echtzeit angeboten. Die Kundenzahlen nehmen seither deutlich zu.

Somit kommen mit der fortschreitenden Digitalisierung erhebliche Veränderungen auf die Gesellschaft zu. Doch so sehr die neuen Angebote den Menschen manches erleichtern, so sehr haben sie auch eine andere Seite, mit der sich die Gesellschaft beschäftigen muss und wird. Die neuen Angebote werden zum Beispiel immer mehr persönliche Daten nutzen. Manche werden auch Bewegungsprofile erstellen, wieder andere Lebensgewohnheiten erfassen, wie es zum Beispiel mit dem elektronischen Stromzähler („Smart Meter“) möglich ist. Allenthalben entstehen somit Daten, die den persönlichen Tagesablauf und die Gewohnheiten in mehr oder weniger großen Teilen abbilden können.

Entsprechend gibt es in der öffentlichen Debatte natürlich auch viele Aspekte, die bei den Bürgern auf Vorbehalte stoßen und mit denen sich Industrie und Politik auseinandersetzen müssen. Zum einen ist das die Datensicherheit aus IT-Sicht: Sind die Systeme ausreichend gegen Hacker geschützt? Vor allem dort, wo es um vitale Strukturen der Gesellschaft geht (zum Beispiel in der Stromversorgung), müssen Cyber-Angriffe absolut ausgeschlossen werden. Zum zweiten sind die Ängste der Menschen ernst zu nehmen, die sich durch ihre zunehmend erhobenen persönlichen Daten, wie Bewegungsprofile und Kommunikation, allzu gläsern fühlen. Eine Datenaggregation, die am Ende keine Rückschlüsse auf die einzelne Person mehr ermöglicht, kann die Akzeptanz deutlich erhöhen.
Und drittens fürchten Bürger zumindest in einigen Lebensbereichen auch eine „Entmündigung“ durch die Algorithmen und die neuen Abhängigkeiten von der Technik. So ist die Vorstellung, das Auto werde künftig von einem Computer gelenkt, für viele Menschen heute noch gewöhnungsbedürftig. Kritisch zu hinterfragen ist bei allen Ansätzen zugleich auch immer, in welchen Einsatzgebieten der technische Aufwand sowohl aus wirtschaftlichen wie auch aus ressourcenökonomischen Gründen gerechtfertigt ist. Denn der Aufbau einer digitalen Infrastruktur kostet natürlich erst einmal Geld, und er braucht durch die Fertigung der elektronischen Komponenten auch erst einmal Ressourcen. Manche Ansätze der Digitalisierung im Wohnumfeld – etwa die Waschmaschine, die bei günstigen Strompreisen startet – haben sich bisher nicht durchsetzen können, weil die Wirtschaftlichkeit für die Konsumenten nicht gegeben war.
Nur dort, wo der spätere Vorteil die anfänglichen Investitionen tatsächlich überwiegt, wird im Sinne der Nachhaltigkeit künftig ein Gewinn zu erzielen sein. Diese Ansätze zu finden, stellt die Herausforderung der Zukunft dar.

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