Testen, entwickeln, forschen

In praxisnahen „Forschungsfabriken“ können neue Verfahren getestet werden – unter anderem am KIT in Karlsruhe.

Die TREND-REPORT-Redaktion sprach mit Prof. Dr.-Ing. Jürgen Fleischer, Institutsleiter des wbk Instituts für Produktionstechnik des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), über die neue Karlsruher Forschungsfabrik und „Company on Campus“.

Herr Prof. Fleischer, mit welchen Themen und Aufgaben beschäftigt sich Ihr Forschungsbereich?

Mein Forschungsbereich beschäftigt sich mit Maschinen, Anlagen und Prozessautomatisierung. Die Kernkompetenzen dieses Bereichs liegen in der Entwicklung und Auslegung von intelligenten, ressourceneffizienten Komponenten für Maschinen und Anlagen sowie in der Gestaltung flexibler, automatisierter Prozessketten. Neben den wesentlichen Kriterien wie Stückzahl- und Variantenflexibilität rückt der Umgang mit neuen, aber unreifen Technologien, in den Anwendungsfeldern Elektromobilität oder Leichtbaufertigung, in den Vordergrund. Zur Etablierung des Produktionsstandorts Deutschland ist die Entwicklung von Maschinen und Methoden für eine schnelle Industrialisierung von neuen, innovativen Produktionstechnologien essenziell.

Welche Aufgaben hat die „Karlsruher Forschungsfabrik“ im Kontext der neuen Technologien?

Die zunehmen­de Individualisierung und hohe Variantenviel­falt von Produkten sowie die Forderung nach neuen und komplexen Fertigungsprozessen stellen eine große Herausforderung an die produ­zierenden Unternehmen. Ziel der Karlsruher Forschungsfabrik ist es, neue Produktionstechnologien durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit des Maschinenbaus und der Informatik schnell in sichere und profitable industrielle Fertigungsprozesse umzusetzen. Hierbei spielt die „Strategie Künstliche Intelligenz“ der Bundesregierung sicherlich eine wichtige Rolle.

Am „Campus-Ost“ des KIT, in unmittelbarer Nähe zum Fraunhofer IOSB und dem Karlsruher Technologiepark, entsteht auf rund 4 500 m² die neue Forschungsfabrik.
Bild: Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten GbR

Allerdings kann die KI nur einen effizienten Mehrwert generieren, wenn sie intelligent mit dem domänenspezifischen Wissen von Produktionsexperten kombiniert wird. Zusätzlich sind für die oben genannten Herausforderungen neuartige Produktionsanlagen mit automatisierten Lösungen notwendig, sodass individualisierte Produkte mit kleinen Stückzahlen rentabel und flexibel fertigbar sind. Zur Erreichung dieses Ziels haben wir eine starke Kooperation zwischen dem wbk Institut für Produktionstechnik des KIT und den Fraunhofer Instituten ICT und IOSB etabliert.

Wie sehen die Anwendungsfelder der Forschungsfabrik hier aus?

Neben dem technologischen Wandel in der Mobilität durch die Transformation zu alternativen Antrieben, neuen Fahrzeugkonzepten, Geschäftsmodellen und Digitalisierung steigt der Bedarf an individualisierten, hochwertigen und gleichzeitig schnell verfügbaren Mobilitätsprodukten. Dies stellt hohe Herausforderungen an geeignete Produktionsverfahren gerade in den Anwendungsfeldern Elektromobilität und an die hybride Leichtbaufertigung.

Mit neuen Produkten sehr viel früher als bisher auf den Zielmärkten präsent zu sein … Sie versuchen gerade die „Time to Market“ insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen im Kontext der neuen Technologien und Geschäftsmodelle zu verkürzen – wie und welche Unternehmen können sich daran beteiligen?

Ziel ist die Unterstützung der produzierenden Unternehmen und des Maschinenbaus, neue Produktionsverfahren schneller als bisher zu industrialisieren. Daraus resultiert für die Unternehmen auch gleichzeitig ein Wettbewerbsvorteil, indem sie ihre Produkte schneller an den Markt bringen können. Für die Kooperation mit Unternehmen haben wir das Konzept „Company on Campus“ entwickelt. Hier ist das Ziel, dass die Unternehmen mit den Partnern der Forschungsfabrik unter einem Dach in einer langfristigen Kooperation in sogenannten „Innovation Centern“ zusammenarbeiten. Hierfür gibt es zusätzlich moderne Büroarbeitsplätze, Konferenz- und Kreativräume in direkter Nähe zur Forschungsfabrik.

Für die Kooperation mit Unternehmen haben wir das Konzept ‚Company on Campus‘ entwickelt. Hier ist das Ziel, dass die Unternehmen mit den Partnern der Forschungsfabrik unter einem Dach in einer langfristigen Kooperation in sogenannten ‚Innovation Centern‘ zusammenarbeiten.

Welche Möglichkeiten und Vorteile bietet Ihr „Company on Campus“ für Unternehmen?

Die Karlsruher Forschungsfabrik bietet eine Plattform für den engen Austausch von Forschungsinstituten und den Unternehmen zu konkreten Entwicklungsfragen. Der Vorteil ist die Nutzung der Synergien aus der innovativen Forschung und den langjährigen Kompetenzen der Unternehmen. Zusätzlich strahlt der Standort Karlsruhe eine hohe Anziehungskraft für junge, hoch qualifizierte Mitarbeiter aus, sodass Unternehmen und Forschung davon profitieren. Neben dem Zugang zu jungen „Talenten“ aus dem Hochschulumfeld bietet die Kooperation in der Karlsruher Forschungsfabrik Potenzial für die Entwicklung neuer, disruptiver Technologien. Diese sind essenziell für die Zukunftssicherung der Unternehmen und des Produktionsstandorts Deutschland. //


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